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Dr. Johannes Simons (Bild: Universität Bonn)

Mehr noch als die Politik sorgt der Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) für höhere Anforderungen an die Produzenten. Warum? Und ist Fleisch für ihn auch in Zukunft wichtig?

Kein Gentechnik-Soja, keine betäubungslose Kastration, keine Anbindehaltung von Kühen mehr – warum stellt der Lebensmittel-Einzelhandel immer höhere Anforderungen?
Der LEH hat durch seine zentrale Position bei der Vermarktung von Lebensmitteln und durch seine Expertise gute Möglichkeiten, gesellschaftliche Anforderungen bei seinen Lieferanten durchzusetzen. Welche Ziele er im Einzelnen damit verfolgt, lässt sich von außen nicht beurteilen. Die einen sagen, dass der von den NGOs getriebene LEH immer höhere Anforderungen stellt, um nicht an den Pranger gestellt zu werden. Andere Stimmen behaupten, dass er sich seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst ist und seine starke Position dazu nutzt, die Anforderungen seiner Kunden an die Lieferanten weiterzugeben. Für die Lieferanten und für die Verbraucher ist es allerdings egal, was genau die Beweggründe sind. Wenn man genauer hinschaut, stehen hinter all diesen Nachhaltigkeitssiegeln und Selbstverpflichtungen oft nur butterweiche Absichtserklärungen. Man sollte im Auge behalten, dass auch dem LEH vor allem auch durch den starken Wettbewerbsdruck Grenzen gesetzt sind. Es erscheint in der gegenwärtigen Marktsituation ausgesprochen schwierig, mit Nachhaltigkeit und Tierschutz Geld zu verdienen. Viele Verbraucher wollen sich beim Einkaufen nicht mit diesen vielschichtigen und komplizierten Themen auseinandersetzen. Vor allem das Thema Tierwohl wird beim Einkaufen verdrängt. »Gutes tun und drüber reden« ist damit nicht unbedingt der richtige Grundsatz für die Kommunikation. Das empfänden viele Verbraucher als aufdringlich. Besser ist der Grundsatz: »Tue Gutes, sage, dass Du die wichtigsten Probleme angehst und sei bei Bedarf bereit, auch über Details zu reden«. In diese Richtung geht die Initiative Tierwohl.

Hat Fleisch noch Zukunft? Wird die Veggiewurst es teilweise ersetzen?
Wer weiß das schon. Zurzeit scheint es einen ziemlichen Hype um diese Produkte zu geben. Der Erfolg ist auf der einen Seite darin begründet, dass sie ein Bedürfnis der Kunden treffen. Die zunehmende Verfügbarkeit der Produkte im Handel dürfte aber auch entscheidend dazu beitragen, dass dieses Marktsegment wächst. Wie weit das Wachstum geht, wird sich in Zukunft zeigen. Die großen Pioniergewinne, die manche Hersteller vielleicht erzielt haben, werden aber durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck bei diesen Produkten nicht aufrecht zu halten sein.

Was wird insgesamt aus dem deutschen Fleischmarkt?
Auch das lässt sich wohl nicht zuverlässig abschätzen. Bisher sehen wir in den Statistiken über den Pro-Kopf-Verbrauch nicht, dass sich die Zahlen bei Schweine- und Geflügelfleisch wesentlich ändern. Es wird vielleicht etwas weniger Schweinefleisch, dafür aber etwas mehr Geflügelfleisch verbraucht. Das heißt aber nicht, dass das so weitergehen muss. Die Diskussion über das Tierwohl könnte schon in der Lage sein, die Lust auf Fleisch zu vermiesen. Und dann kann sich auch der Markt drehen.

 

 

Quelle: DLG-Mitteilungen 1/2016

 

 

 

 

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